1. Züchterische Entwicklung und Geschichte

Die Rasse Texel hat ihren Namen von der niederländischen Insel Texel. Dort in räumlicher Abgeschiedenheit entwickelte sich ein bestimmter Schaftyp. Bereits seit 1802 gab es ein staatlich kontrolliertes Zuchtprogramm. Die Einfuhr fremder Rassen war allerdings bis 1845 amtlich verboten. Erst danach entstand durch Einkreuzung englischer Fleischschafrassen (Leicester, Border Leicester und Lincoln) und anschließender Selektion dieser Paarungen das heutige Texelschaf mit seinen bekannt guten Fleischleistungen. Von der Insel Texel hat es sich dann über das niederländische Festland nach Deutschland verbreitet. Seit Beginn der 60 er Jahre wurden Texel nach Deutschland importiert und vor allem in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein züchterisch weiter bearbeitet.

Nach Frankreich kamen die ersten Texelschafe im Jahre 1933, nach Irland 1964 und nach Großbritannien 1970.

 

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England

Deutschland

 

 

 

 

 

 

2. Rassebeschreibung & Eigenschaften

Das Texelschaf ist ein mittelgroßes bis großes Fleischschaf mit weiß-grauem, kurzen unbewolltem Kopf und kräftigen, abstehenden Ohren und flacher, aber nicht zu breiter Stirn und meist dunklem Flotzmaul. An Ohren und Kopf können Pigmentflecken auftreten, an anderen Stellen werden sie für Herdbuchtiere nicht akzeptiert. Ein kurzer, stark bemuskelter Hals leitet über in einen langen breiten Rücken mit breiter Nierenpartie, guter Rippenwölbung, breiter tiefer Brust und guter Flankentiefe sowie ein langes breites Becken. Die Außen- und Innenkeulen sind voll bemuskelt. Trockenes korrektes starkknochiges Fundament mit dunklen Klauen. Die Wolle ist weiß, in Crossbred-Handelsqualität von ausgeglichenem Sortiment C-CD mit einer Feinheit von 33 -35 µ, in ausgeglichenem geschlossenem Stapel mit guter Bauchbewollung. Texelschafe sind sehr frühreif mit bester Schlachtkörperqualität, die auch bei Gewichten über 40 kg noch nicht verfetten.

 

Texelschafe haben eine hohe Widerstandsfähigkeit und sind besonders geeignet für die Koppelhaltung bei guter Weidequalität in niederen und mittleren Lagen. Bei großer Frühreife und hoher Fruchtbarkeit ist eine erste Zulassung der Lämmer zum Decken mit 7 - 9 Monaten bei einem Gewicht von über 50 kg möglich. Texel zeigen eine gute Fleischwüchsigkeit und ausgezeichnete Schlachtkörperqualität mit sehr geringer Verfettungsneigung auch bei höheren Schlachtgewichten.

 

3. Leistungsdaten

Wie bei allen Rassen ist das Leistungsvermögen abhängig von den Haltungsbedingungen. In der Herdbuchzucht werden folgende Werte erreicht oder auch übertroffen:

 

Fruchtbarkeit 160 - 200%

Tägliche Zunahmen 275 - 470 g

Ausschlachtung 48-54%

Gewichte:

Altböcke 115 - 145 kg

Mutterschafe75 - 100 kg

Bocklämmer (6 Monate) 55 - 80 kg

Mutterlämmer (6 Monate) 50 - 60 kg

 

Durch konsequente Indexzucht und Einsatz moderner Zuchtmethoden (KB, Embryotransfer, US, CT, BLUP) hat es gerade in Großbritannien eine rasante Entwicklung in Bezug auf die Schlachtkörperqualität gegeben.

 

4. Zuchtrichtungen, Einsatzbemerkungen und Zuchtausblick

Im Rahmen der Ausbreitung der Rasse haben sich in den verschiedenen Ländern und teilweise auch in den deutschen Regionen unterschiedliche Zuchtrichtungen entwickelt.

In den Niederlanden findet sich der extrem bemuskelte, relativ kleinrahmige Typ (Bockgewicht von ca. 95 kg, Schafe ca. 75 kg) mit im Verhältnis zum Körper dicken Köpfen. In Frankreich und England findet man den eher mittelrahmigen Typ mit ausgeprägter dunkler Pigmentierung. Der moderne deutsche Typ wiederum ist länger und rahmiger.

 

 

 

Links ein Texelbock aus Frankreich, rechts ein Bock aus Schleswig-Holstein

 

In Großbritannien wurden in Jahr 2005 mehr als 70.000 Lämmer im Herdbuch registriert, und die Rasse ist auch in der Gebrauchsschafhaltung als Kreuzungspartner mittlerweile führend. In Deutschland ist die Rasse trotz bekannter Vorzüge eher unterrepräsentiert. Wir arbeiten daran, dies zu ändern.